Die Sieger wurden zum Apfeltag am 29.10.2016 im Westwerk ausgezeichnet. Der Sonderpreis wurde zum Landeserntedankfest in Torgau überreicht:
1. Platz – Verein Lobelei
4000 m² groß ist die Streuobstwiese auf der viel buntes Leben herrscht und auf der sich Bewohner sehr wohl fühlen. Bewohner sind nicht nur die Eigentümer der Fläche, die einen alten Vierseitenhof in dem Ort Lobstädt ca. 28 km südlich von Leipzig 2014 erworben haben. Hier leben noch 3 Schafe, Laufenten und Seidenhühner, die dafür sorgen, dass das Gras nicht überhand nimmt und Schädlinge wie z.B. Nacktschnecken nicht alles, was angebaut wird, verzehren.
Bewohner sind aber auch glückliche Kinder, die wir während des Besuches kennen lernen konnten und die diese Wiese als kleinen Abenteuerspielplatz und als Paradies jeden Tag nutzen können. Kinder erleben bäuerliche Traditionen im Jahreskreislauf, denn die Eigentümer haben einen Verein gegründet, der sich um solche Traditionen bemüht und den sie „Die LOBELEI“ nennen.
Viele Ideen werden gemeinsam entwickelt und mit vielen Leuten umgesetzt. So werden zum Beispiel mit verschiedenen Schulklassen altersspezifische Hoftage zu Themen wie „Ernten, Verarbeiten und Einmachen, Frühlingserwachen und Winterzeit“ durchgeführt. Die Kinder gestalten den Tag gemeinsam in verschiedenen Gruppen wie Garten-, Koch-, Feuer- und Holzmachgruppe.
Außerdem werden Workshops zum Erlernen und Weitergeben alter Kulturtechniken wie Obstbaumschnitt, Sensen und Lehmbau organisiert. Im letzten Winter wurde ein Obstbaumschnitt nach der Oeschenberger Methode umgesetzt, an dem 30 begeisterte Obstbaumfreunde teilnahmen.
Doch auch kleine Feste werden gemeinsam organisiert und es wird gefeiert bei einem Apfelfest. Beim letzten Apfelfest wurden 500 kg Äpfel nebenbei geerntet und zur nahen Mosterei in leckeren Apfelsaft verwandelt. Kostproben des Apfelsaftes erhielt die Jury gleich vor Ort samt einem leckeren Obstkuchen, den wir auf der Streuobstwiese gemeinsam bei einem netten Gespräch verzehren konnten. Natürlich schmeckt es in so einer Umgebung besonders gut, weshalb die Apfelfeste mit frischem Apfelkuchen immer reichlich Gäste haben.
Die jungen Eigentümer achten auf ökologische Aspekte, wie das Belassen von Totholz, Schaffung zusätzlicher Nistmöglichkeiten für Vögel und Insekten, Steinhaufen für Amphibien und andere Tiere und natürlich die Pflege und Verjüngung des Baumbestandes auf der Wiese.
Das Gras wird durch die Tiere kurz gehalten und es wird auch gesenst und Heu produziert.
Allem in Allem haben wir eine bunte Vielfalt auf diesem Stückchen Erde erlebt, dass nicht nur den Bewohnern eine schöne und entspannte Zeit beschert.
Es profitieren Menschen jeder Altersgruppe und natürlich die Umwelt.
2. Platz – Günther Stammwitz
Die Streuobstwiese liegt westlich der Mulde idyllisch gelegen am südlichen Ortsrand von Lübschütz in der Gemeinde Machern im Landkreis Leipzig. In dem kleinen Ort gab es neben einer Wassermühle am Mühlteich auch eine Bockwindmühle. Unweit der Streuobstwiese gab es eine herrschaftliche Schäferei, das zum Henkerschen Gut gehörte und 1949 zum Wohnsitz des gräflichen Oberförsters wurde. Wie in Skoplau wurde auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts südlich von Lübschütz Abbau von Braunkohle unter Tage betrieben. Hier stieß man damals auch auf Ton was um 1880 zur Errichtung der Lübschützer Tonwarenfabrik führte.
Heute weiden auf der Streuobstwiese Schafe der Rasse „Kameruner“, die Herrn Günther Stammwitz gehören und die das ganze Jahr als Rasenmäher auf der Wiese für Ordnung sorgen. Doch nicht nur die Schafe leben auf der Streuobstwiese. Während des Rundganges flatterte und summte es überall. Herr Stammwitz ist begeisterter Imker und betreut auf der Fläche außerdem noch einen ganzen Bienenschwarm, die seine Obstbäume im Frühjahr bestäuben und auch im Sommer reichlich Honig eintragen. Sein jahrelang erworbenes Wissen über Bienen und natürlich auch über die alten Obstbäume gibt Herr Stammwitz an junge Leute über Seminare an der VHS weiter und vor allen Dingen auch in der eigenen Familie. Sein Sohn bewirtschaftet ebenso eine kleine Streuobstwiese mitten im Dorfkern von Plagwitz, was praktisch der Dorfplatz des Ortes ist.
Die Streuobstwiese von Herrn Stammwitz umfasst über 7.000 m². Auf ihr wachsen über 100 alte und neue Obstbäume, die aller paar Jahre verschnitten werden und reichlich Obst liefern. Das Obst wird von der Familie von einer eigenen Hydropresse zu Saft verarbeitet. Außerdem wird Gelee und Marmelade produziert, was sogar auf dem Wurzener Weihnachtsmarkt angeboten wird. Nutzen von der Wiese haben auch Bekannte und Freunde genauso wie das Püchauer Schulzentrum. Die Familie ist froh über die gesunden Früchte, die noch nie Spritzmittel gesehen haben. Die Wiese bildet ein Rückzugsgebiet für viele Tier- und Pflanzenarten, da sie außer im westlichen Bereich ringsherum von intensiver Landwirtschaft umgeben ist. Hecken begrenzen die Streuobstwiese als einen Puffer zur intensiven Landwirtschaft und sorgen außerdem für viel zusätzlichen Lebensraum.
Herr Günther Stammwitz hat ein Herz für Natur und Umwelt und trägt mit dem Erhalt der Streuobstwiese dazu bei, bäuerliche Traditionen an Generationen weiter zu geben und das dörfliche Leben ein wenig bunter zu gestalten.
Zu wünschen ist, dass diese Arbeit noch lange Früchte trägt und Mensch und Tier den Nutzen daraus ziehen können.
3. Platz – Hermann Muschter
Die Streuobstwiese liegt in einem Ortsteil der Stadt Colditz mit 23 Einwohnern im Südosten des Landkreises Leipzig. Als Gründer des Dorfes galt der Ritter „Conradus de Zcopolowe“ , dessen Rittergutssitz heute noch in dem kleinen Platzdorf zu finden ist. Skoplau ist ein Bauerndorf mit denkmalgeschützten Drei – und Vierseitenhöfen. Viehhaltung und der Anbau von Getreide und Raps prägen heute noch die Umgebung. Bekannt wurde der kleine Ort durch Ton- und Lehmbau, der in Fabriken in Colditz verarbeitet wurde. Abgebaut wurde auch Braunkohle um Skoplau und das sogar bis 26 m tief unter der Erde.
Also ein kleiner idyllischer Ort mitten in der Agrarlandschaft mit wenigen Häusern und einer Rinderanlage im südlichen Eingangsbereich des Ortsteiles.
Am Rand des Dörfchens in nordöstlicher Richtung blickt man neben Landwirtschaftsflächen in das Mühlteichtal mit Schanzenbach. Hier befindet sich die Streuobstwiese von Hermann Muschter. Die auf der Hanglage stehenden Obstbäume bilden eine tolle Randkulisse für das kleine Örtchen. Im Tal östlich der Streuobstwiese entspringt eine kleine Quelle, die als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.
Östlich der Wiese grenzen weitere Streuobstbestände, die zwar sehr lückig sind, aber trotzdem dazu beitragen, dass man Landleben genießen kann. Mit den kleinen Hügeln, Tälern mit Waldinseln, Bächen, Wiesen und den vielen alten Obstbäumen stellt das Örtchen ein schönes ländliches Naturidyll dar.
Die Streuobstwiese von Herrn Muschter umfasst ein Gelände von ca. 9.500 m² mit ca. 90 Obstbäumen teils neuer aber vorwiegend alter Bestände.
Ein Teilstück der Wiese, ca. 5000 m², wird beweidet. Der Rest gemäht und zu Heu verarbeitet. Der Pflegeaufwand ist enorm, da die Wiese durch die unterschiedlichen Höhen teilweise per Hand gemäht werden muss.
Doch in so einem kleinen Ort zählt man auf Nachbarschaftshilfe, was zum Erhalt solcher Streuobstbestände beiträgt.
Die Vielfalt dieser Wiese konnte die Jury auf der Fläche erleben. Während der Wiesenbesichtigung flatterten Schmetterlinge und eine große Anzahl von Hummeln herum, die für eine gute Bestäubung der Bäume ganz wichtig sind und nebenbei auch Nahrungsgrundlage für andere Tierarten darstellen. Hohlräume in alten Obstbäumen bieten Nischen und Rückzugsort für Kleintiere und Vögel, die es in der umliegenden Ackerlandschaft nicht gibt.
Das Obst wird als Tafelobst genutzt und zu Saft verarbeitet.
Zu wünschen ist, dass diese grüne Oase noch lange der Nachwelt erhalten bleibt und es Menschen, wie Herr Muschter gibt, die mit Herzblut Streuobstwiesen pflegen.
Das kleine Dörfchen Pyrna befindet sich ca. 10 km südlich von Wurzen im Landkreis Leipzig. Es ist ein sogenanntes Platzdorf, welches 49 Einwohner hat. Im östlichen Eingangsbereich des Dorfes hat ein Agrarbetrieb seinen Hauptsitz, der umliegende Flächen intensiv bewirtschaftet. Kommt man von der westlichen Seite in das Dörfchen, empfängt die Streuobstwiese der Familie Mocker den Besucher. Hier erhält man noch einen Einblick in das ursprüngliche Dorfleben mit all seinen Traditionen und dem Miteinander verschiedener Generationen.
Familie Mocker bewohnt nun schon in der 3. Generation diesen Vierseitenhof mit ca. 2 ha Grundstücksfläche, der mit viel Liebe und Enthusiasmus gepflegt und gehegt wird. Seit 2004 ist der Bauernhof von den Eltern an die jüngste Generation übergeben worden, die nun die Geschicke des Hofes in der Hand hat, und ihn vorbildlich weiter führt. Die 3 Kinder des jungen Ehepaares, im Alter von 3, 8 und 10 Jahren, wachsen auf einem ökologisch bewirtschafteten Hof gesund auf und werden sicher auch bald einige Arbeiten selbst mit übernehmen.
Die an den Hof grenzende Streuobstwiese ist älter als 150 Jahre und mit ebenso vielen alten und neuen Obstbäumen verschiedenster Sorten bestückt, wie das Dorf an Einwohnern zählt.
2012 wurden von der jungen Familie 18 ökologisch erzeugte hochstämmige Bäume alter Apfel- Birnen- und Pflaumensorten mit Unterstützung von Fördermitteln nachgepflanzt, um die Streuobstwiese zu erhalten. Weitere Bäume wurden 2014 ge- und auch verpflanzt. Eine Übersicht der Sorten hat Familie Mocker für die nachfolgende Generation erstellt, damit das Wissen über die alten Sorten nicht verloren geht.
Die Pflege der Wiese wurde über Jahre mit einem Balkenmäher organisiert und wird mittlerweile von vierbeinigen Kameruner Schafen unterstützt. Das Mahdgut wird als Heu für die Tiere aufbereitet und eingelagert. Eingegrenzt wird die Streuobstwiese von Wiesenflächen, die extensiv bewirtschaftet werden und als Futterquelle für Hase und Co. dient. Hasen, Hühner, Enten und natürlich allerlei andere Vögel fühlen sich pudelwohl auf dem liebevoll gepflegten Bauernhof. Rauchschwalben kommen im Tiefflug in die Scheune geflogen, die auch ihnen noch einen gemütlichen Platz zur Aufzucht ihrer Jungen bietet. Die Streuobstwiese selbst ist ein kleines Vogelparadies und beherbergt diverse kleine Vogelhotels, die von den Muldetalwerkstätten gefertigt wurden und allesamt belegt waren. Ergänzt wurden in diesem Jahr „Ohrenkriecherhäuschen“, die selbst mit den Kindern gebastelt und aufgehängt wurden.
Ergänzt wird das Areal mit einem neu sanierten Teich, der in lauen Sommernächten Fröschen die beste Kulisse für Konzertabende offeriert.
In der Scheune findet man noch allerlei landwirtschaftliche Gerätschaften, die man aus Uromas Zeiten kennt. Dörfliche Traditionen und Strukturen begegnet man überall auf dem Hof. Vom Frühjahr bis in den Winter ist das Leben auf dem Hof mit Arbeit gefüllt.
Im Sommer wird das Obst an Naturkostläden, Bäcker und private Liebhaber verkauft oder zu Marmelade und Gelee verarbeitet. Fallobst wird zu Saft gepresst und ebenfalls weiter verkauft. Seit diesem Jahr werden an einem kleinen Verkaufsstand Obst und selbst hergestellte und erzeugte Produkte angeboten. Außerdem hat ein Imker seine Bienen auf der Streuobstwiese stehen und erzeugt leckeren Honig aus der Obstbaumblüte. Das Wissen über Obst und die Pflege von Obstbäumen eignet sich die junge Familie selbst an. So wurde ein Veredlungsseminar in Wurzen besucht, was im eigenen Garten erfolgreich an einem Apfelbaum getestet wurde. Zum ersten Mal wurde auch ein Obstbaumschnittseminar im März 2014 auf dem Hof durchgeführt.
Die Atmosphäre und die Einstellung der jungen Familie zum Hof stellt ein gesundes Landleben dar, was zwar mit viel Arbeit, aber auch mit viel Lebenslust und Freude zusammen hängt.
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